FIT & MUNTER 5/25 ÄTHERISCHE ÖLE 31 Die Kunst der Gewinnung ätherischer Öle Es gibt verschiedene Herstellungsverfahren, um die Essenz der Pflanzen zu gewinnen. Zu den gebräuchlichsten gehört die Was- serdampfdestillation: Das Pflanzenmaterial wird mit Wasserdampf erhitzt, wobei sich die ätherischen Öle freisetzen und mit dem Dampf verflüchtigen. Durch die anschlies- sende Abkühlung kondensiert der Dampf und das ätherische Öl, das meist leichter ist als Wasser, kann abgetrennt werden. Das Kondensat, das übrigbleibt, heisst Pflanzen- wasser oder Hydrolat. Für die Gewinnung von einem Kilogramm Rosenöl werden bis zu 5’000 Kilogramm Rosenblüten verarbeitet. Durch schonende Auspressung der Scha- len werden ätherische Öle von Zitrusfrüch- ten gewonnen. Dieser Prozess nennt sich Kaltpressung. Für einen Liter Öl benötigt es 200 Kilogramm Zitronenschalen. Bei der Extraktion (Auszug) werden Blüten mit flüchtigen Lösungsmitteln behandelt, um die Duftstoffe zu extrahieren. Unter Vakuum wird das Lösungsmittel wieder abdestilliert. Dadurch entsteht ein duftintensives Endpro- dukt, ein sogenanntes Absolue. Bei der Ex- traktion von Harzen heisst es Resinoid. Der herbe, erdige Duft von Kiefernnadeln im Wald, der salzige Geruch einer Meeresbrise, die spritzige Frische, die sich beim Schälen einer Mandarine aus- breitet oder die blumige Note, die das Parfüm der Grossmutter hinterlässt – Düfte haben die Fähigkeit, Erinnerungen wachzurufen. Ein Hauch genügt, um Gefühle zu wecken. Warum ist unser Geruchssinn so eng mit unseren Emotionen verbunden? Das liegt daran, dass der Geruchssinn direkt mit dem limbischen System verknüpft ist. Hier setzt die Aromatherapie an: Mit ätherischen Ölen nutzt sie das Wissen rund um de- ren vielfältige Inhaltsstoffe und Düfte bewusst, um Körper und Geist positiv anzuregen. Erlebnisse und Gefühle, die wir mit einem Duft verbinden, prägen sich tief in unseren Erinnerungen ein. WIE DAS LIMBISCHE SYSTEM DÜFTE VERARBEITET Über den Geruchssinn entfalten ätherische Öle ihre Wirkung auf der mentalen und psychischen Ebene. Das limbische System ist der Bereich des Gehirns, in dem Gefühle entstehen und wo unter anderem das Verhalten, die Sexualität und das vegetative Nervensystem gesteuert werden. Atmen wir ein ätherisches Öl ein, gelangt ein Ölmo- lekül zur Amygdala, einer zentralen Schaltstelle im limbischen System. Duftmoleküle können so unse- re Stimmung beeinflussen, Stress reduzieren und Erinnerungen hervorrufen. Erlebnisse und Gefühle, die wir mit einem Duft verbinden, prägen sich tie- fer in unsere Erinnerungen ein, als wenn wir etwas bloss hören oder sehen. «Düfte können uns helfen, unseren Körper und Geist zu zentrieren», so Alena Schoch, dipl. Drogistin HF und Co-Geschäftsführe- rin von Schön und Gesund AG in Aarau. VON KAMILLE BIS NIAOULI Ätherische Öle lassen sich auf verschiedene Arten anwenden: Über den Geruchssinn, aber auch über Haut und Schleimhaut. Bei äusserlichen Anwendun- gen wie Bädern, Ölmassagen oder Wickeln werden die Öle über die Haut aufgenommen. Ätherische Öle kommen auch bei Inhalationen, Sitzdampfbädern, Spülungen, beim Gurgeln oder bei der Raumbeduf- tung zum Einsatz. «Beim Inhalieren ist es wichtig, ein Öl in pharmazeutischer Qualität zu verwenden. Ausserdem: Langsam und tief einatmen! Beginnen Sie mit einer niedrigen Dosierung, zum Beispiel zwei Tröpfchen in einer Schüssel mit heissem Wasser», so Alena Schoch. → ANZEIGE FARFALLA LAVENDEL FEIN ÄTHERISCHES ÖL BIO Der echte Lavendel zählt zu den Nutzpflanzen mit dem breitesten Wirkungsspektrum. Dank seines hohen Linalylacetat-Gehalts schenkt der blumig-frische und krautige Duft tiefe Entspannung und innere Ruhe. In der Aroma- therapie wird Lavendel bei vielen Themen eingesetzt, für Haut- anwendungen z.B. als Massageöl verdünnt (1 Tropfen auf 1 TL Mandel- oder Jojobaöl).